Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern

Niedrigwasser-Lagebericht Bayern

Ausgegeben am 05.05.25, 15:00 Uhr

Niederschlagsdefizit des Winterhalbjahres erreicht ca. 34% und rund 75% der Fließgewässer-Messstellen zeigen niedrige Abflussverhältnisse.

Witterung:
Das gerade zu Ende gegangene hydrologische Winterhalbjahr (01.11.2024 bis 30.04.2025) fällt deutlich zu trocken aus. So summiert sich der sechsmonatige Niederschlag für Nordbayern auf 247mm (68% vom Mittel 1971 bis 2000) und für Südbayern auf 275mm (64% vom Mittel). Zuletzt war nur das Winterhalbjahr 2013/2014 noch trockener (Nordbayern: 214mm, Südbayern: 265mm). Bis auf den zu nassen Januar 2025, waren alle anderen Wintermonate zu trocken (s. Abb. 1) und der April 2025 fiel in Südbayern sogar deutlich zu trocken aus. In Teilen Frankens sowie Oberbayerns entstand zeitweise eine 24-tägige Trockenperiode und in der 75-jährigen Beobachtungsreihe Südbayerns war nur der April 2007 noch trockener. Nach den Regenfällen der ersten Maitage zeigt der Niederschlags-/Dürreindex der letzten 90 Tage nur noch für einige Bereiche des nördlichen Frankens extrem trockene Verhältnisse, in den übrigen Regionen reicht die Spannweite von normal bis sehr trocken. Die Zahl der Tage mit einer Schneedecke von mindestens 1 cm Schneehöhe war im Winter 2024/2025 sehr gering (Würzburg 1, Augsburg 4, München 6, Hof 34) und mit der Schneehöhe von nur 116cm am 05. Mai 2025 hat die DWD-Station Zugspitze eine so geringe Schneedeckenmächtigkeit, wie zuletzt im Mai 1942 (85cm am 05.05.1942).
Alle sechs Monate des hydrologischen Winterhalbjahres fielen im langjährigen Vergleich zu warm aus und der April war der siebtwärmste April in der gesamten Messhistorie. Die Zahl der Eistage war im Winter 2024/2025 sehr gering und viele Stationen erreichten nur die Hälfte des Mittelwertes (Augsburg 14, Hof 22 Eistage). Die Anzahl der Frosttage mit einem Lufttemperaturminimum unter 0°C lag bei den meisten Messstellen im Bereich des langjährigen Mittels oder knapp darunter (Augsburg 96, Hof 106 Frosttage). Sommertage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 25°C traten bisher nur vereinzelt auf (Nürnberg und Würzburg: 2, Regensburg: 4).

Fließgewässer:
Zu Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres 2025 zeigen ca. 75% der Messstellen in Bayern für die Jahreszeit niedrige Abflussverhältnisse, nur vereinzelt werden aktuell Abflüsse unter dem langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen und als sehr niedrig eingestuft (Abb. 3).

Zusammenfassende Bewertung der Situation im hydrologischen Winterhalbjahr 2024/2025:
Die mittleren monatlichen Abflüsse werden exemplarisch für das Flussgebiet der Fränkischen Saale am Pegel Wolfsmünster und die Donau am Pegel Donauwörth dargestellt (Abb. 4 und 5). Im Vergleich der Monate November bis April lagen die Monatsmittelwerte stets unter dem langjährigen Mittel, nur der Januar war etwas abflussstärker. In den Monaten Februar bis April lagen die Monatsmittelwerte deutlich unter dem langjährigen Mittelwert, wobei das Abflussdefizit im Norden Bayerns noch etwas ausgeprägter als im Süden ist.

Seen und Speicher:
An ca. 29% der beobachteten Seen und Speicher werden für die Jahreszeit niedrige Wasserstände und an ca. 18% sehr niedrige Wasserstände registriert.

Zusammenfassende Bewertung der Situation im hydrologischen Winterhalbjahr 2024/2025:
Die mittleren monatlichen Wasserstände werden exemplarisch für den Chiemsee am Pegel Stock dargestellt (Abb. 6). Zu Beginn des hydrologischen Winterhalbjahres (November 2024) wurden Wasserstände im Bereich des langjährigen Mittelwertes registriert, ab Dezember 2024 lagen die Wasserstände dann immer unter den langjährigen Monatsmitteln. Die Monatsmittelwerte in den Monaten Februar bis April lagen deutlich unter dem langjährigen Mittelwert.

Die Betriebsräume der staatlichen Wasserspeicher mit Funktion der Niedrigwasseraufhöhung sind derzeit zu 52% bis 100 % gefüllt. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.
Am Überleitungssystem Donau-Main liegt am Rothsee planmäßiger Normalbetrieb vor. Der Brombachsee wurde wie in den vergangenen Jahren vorsorglich auf ein niederes Stauniveau abgesenkt, damit die Winterhochwasserereignisse abgepuffert werden können. Aufgrund der wenigen kleineren Winterhochwasser und der aktuellen Witterung ist der Wiederaufstau nur teilweise erfolgt, sodass der Wasserstand am Großen Brombachsee aktuell 409,03 mNN beträgt (Normalstauziel 410,50 mNN). Somit versorgt das Überleitungssystem Donau-Main derzeit über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees das Maingebiet planmäßig mit Donauwasser.

Am Rottachsee ist aktuell der Seepegel aufgrund von Ausbaggerungen an einem Durchlass um ca. 2,5m abgesenkt.

An der TWT Mauthaus wurde für anstehende Sanierungsarbeiten im Bereich der Hochwasserentlastungsanlage der Betriebsraum auf ca. 52% Füllgrad abgesenkt. An der TWT Frauenau ist der Betriebsraum zu 69% gefüllt. Beide Trinkwassertalsperren können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.

Grundwasserstände:
Zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahres weisen rund 47 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen und Quellen niedrige oder sehr niedrige Messwerte auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken zeigen rund 41 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation (s. Abb. 2).

Entwicklung der Grundwasserstände und Quellschüttungen:
Ein Großteil der Grundwasserneubildung aus Niederschlag und Erholung der Grundwasserstände findet üblicherweise im hydrologischen Winterhalbjahr (November bis April) statt. Nach dem außergewöhnlich feuchten und grundwasserneubildungsreichen hydrologischen Jahr 2024 fällt die Niederschlagsbilanz des nun zu Ende gegangenen Winterhalbjahres 2024/25 in den meisten Regionen Bayerns jedoch markant zu trocken aus. In der Folge hat sich in Teilen Frankens (Schwerpunkt Oberfranken), in Teilen Niederbayerns sowie im alpinen Raum an vielen Messstellen eine Niedrigwassersituation im Oberen Grundwasserstockwerk ausgebildet. Hingegen profitieren andere Regionen Bayerns noch von der Auffüllung der Grundwasservorkommen während des Jahres 2024. Innerhalb und nördlich des voralpinen Moränengürtels, im Schwäbischen und Fränkischen Jura und im Bereich der ergiebigen Grundwasservorkommen der südbayerischen Schotterflächen wiesen die Grundwassermessstellen und Quellen zuletzt noch mehrheitlich durchschnittliche und vereinzelt überdurchschnittliche Werte auf. Im Bereich der Münchner Schotterebene wurden noch während der Wintermonate an vielen Messstellen ungewöhnlich hohe Grundwasserstände, vergleichbar mit den Bedingungen im Nasszeitraum 1999-2002, registriert. In der Folge kam es teilweise zu vernässten Kellern und Grundwasserkontakt mit anderen Unterflurbauwerken. Zwischenzeitlich hat sich die Situation jedoch zumeist entspannt, aktuell werden nur noch vereinzelt überdurchschnittliche Grundwasserstände gemessen.

Bezogen auf das Grundwasser ist die aktuelle Ausgangssituation für das Sommerhalbjahr 2025 (Mai bis Oktober) als ungünstig zu bewerten. Während der Vegetationsphase führt die Pflanzenverdunstung zu einer deutlichen Reduzierung des grundwasserneubildungswirksamen Anteils des Niederschlags.

Entwicklung der Grundwasserneubildung in den letzten Jahren:
Aufgrund der in Summe zu geringen Niederschlägen der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern im Zeitraum 2003 bis 2024 ein mittleres jährliches Defizit von rd. 14% auf. Erst durch das nasse hydrologische Jahr 2024 konnten sich viele Grundwasservorkommen erholen, so dass die zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre (2015, 2018, 2019, 2020, 2022) teilweise ausgeglichen wurden. Durch weitere trockene und warme Monate wird sich unter den derzeitigen Umständen schnell eine erneute und nahezu landesweit ausgeprägte Niedrigwassersituation einstellen.

Entwicklung der Grundwasserstände in den tieferen Grundwasserstockwerken:
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen seit dem Trockenjahr 2015 bis einschließlich 2023 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Erst seit dem Jahr 2024 ist der Anteil der als niedrig und sehr niedrig klassifizierten Grundwassermessstellen auf unter 50% gesunken. Derzeit beträgt er rund 41%, was eine leichte Besserung der Niedrigwassersituation im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Von einer nachhaltigen Erholung kann auf Grund der erneuten Trockenheit jedoch nicht gesprochen werden. Besonders von niedrigen Grundwasserständen betroffen sind aktuell einzelne Messstellen des mittelfränkischen Sandsteinkeupers und Teile des Tertiärs zwischen Alpenvorland und Donau.

Gewässerökologie Fließgewässer und Seen:
Die ökologische Situation in unseren Fließgewässern hängt stark von der Wassertemperatur, dem Sauerstoffgehalt sowie dem Wasserstand und der Strömung ab. Aktuell sind die Wassertemperaturen für die Gewässerorganismen aufgrund der Jahreszeit noch günstig. Allerdings führen die seit dem späten Winter anhaltend niedrigen Wasserabflüsse dazu, dass der Lebensraum für Fische und andere Gewässerlebewesen zunehmend kleiner wird. Bisher wird diese Situation jedoch noch nicht als kritisch angesehen.

Entwicklung in den Seen
Das Ökosystem der Seen wird maßgeblich von der Temperaturentwicklung im Jahresverlauf geprägt. Der Wechsel von warmen und kalten Jahreszeiten sichert die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers und die Nährstoffversorgung der Pflanzen und Tiere im Freiwasser. Während der Wintermonate findet in der Regel eine Zirkulation statt. Dann erfolgt der Sauerstofftransport in tiefere Schichten und gleichzeitig werden die Nährstoffe, die sich über Grund angesammelt haben, in das Freiwasser eingebracht. Abhängig von den Witterungsbedingungen im Winter ist dieser Prozess stärker oder schwächer ausgeprägt. Zusammen mit der stärker werdenden Sonneneinstrahlung im Frühjahr wird so die Grundlage für die beginnende Schwebalgen-Entwicklung gelegt. Der nun schon langanhaltend niedrige Wasserstand der Seen bewirkt das Trockenfallen größerer Uferflächen. Dadurch verringert sich der Lebensraum der Tiere und Pflanzen im Flachwasser. Röhrichtbestände, die von der Wasserfläche abgeschnitten werden, sind dann in der Laichzeit nicht als Habitat und Rückzugsraum zugänglich. Eiablagen, die in der Phase eines höheren Wasserstandes erfolgt sind, können vertrocknen. Mögliche Folgen wie z.B. eine geringere Zahl an diesjährigem Nachwuchs hängen auch von den Entwicklungen der Wasserstände in den nächsten Wochen ab.

Ausblick:
Die derzeitige Basis-Witterungsvorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) klassifiziert von den nächsten vier Kalenderwochen (KW) zwei als zu feucht (KW 19 und KW 20) und zwei als normal (KW 21 und KW 22). Die zugehörigen Temperaturprognosen zeigen ein uneinheitliches Bild (KW 19 und 20: zu kalt, KW 21: normal und KW 22: zu warm). Diese Einstufungen der DWD-Witterungsvorhersage ergeben sich aus dem Vergleich mit dem Referenzzeitraum 2005 bis 2024.

Die Niedrigwasserlage kann sich etwas beruhigen.

Abb.1: Abweichungen vom mittleren Monatsniederschlag (1971-2000) für die Regionen Nord- und Südbayern im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.2: Anteil an Grundwassermessstellen und Quellen mit der Klassifizierung niedrig, sehr niedrig bzw. neuer Niedrigstwert im oberen Grundwasserstockwerk (dunkelblaue Linie) und den tieferen Stockwerken (blaue Linie) im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.3: Anteil der Pegel an Fließgewässern mit einer Klassifizierung sehr niedrig im Verlauf der letzten 2 Jahre.



Abb.4: Mittlere monatliche Abflüsse für den Pegel Wolfsmünster/Fränkische Saale.



Abb.5: Mittlere monatliche Abflüsse für den Pegel Donauwörth/Donau.


Abb.6: Mittlere monatliche Wasserstände für den Pegel Stock/Chiemsee.



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